Schweiz

Aufstieg zum Groß Grünhorn

Gratklettern in den Berner Alpen

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Aufstieg zum Groß Grünhorn
Eingefügt: 08.07.2023
Autor: Martin Lucký © gigaplaces.com
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Abenteurer
Kletterer
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Der Südwestgrat des Großen Grünhorns (4043 m) ist ein schöner, ausgesetzter Aufstieg mit einem Schwierigkeitsgrad von 3 Stellen, dem eine klassische Gletscherwanderung mit Übernachtung auf der Konkordia-Hütte vorausgeht. Der letzte Anstieg führt über den Gipfel des Grünegghorns (3860 m). Der Gesamtschwierig­keitsgrad wird mit PD+ angegeben. Wir waren im Juli 2023 dort.

Aletschgletscher

Los geht es im Dorf Fiesch, von wo aus die Seilbahn auf die Fiescheralp (2200 m) fährt. Von der Bergstation der Seilbahn aus folgst du einem Weg, auf dem Radler und Touristen an dir vorbeikommen, du durchquerst einen etwa 1.200 Meter langen Tunnel und nach weiteren 1,5 km bist du am Gletscher. Der Alletschgletcher ist der größte Talgletscher der Alpen. Allerdings hat es in den letzten dreißig Jahren über ein Drittel seiner Fläche verloren. Der Anblick ist wirklich erbärmlich, es ist eine zerrissene Ebene, in deren Mitte sich zwei Schuttspuren erheben, als würde eine Autobahn durch sie führen. Wir sind einen Teil des Gerölls gelaufen, weil wir so die größeren Risse umgangen haben, haben es aber erst etwa auf halber Strecke herausgefunden und es dann auf dem Rückweg angebracht. Man wandert durch den Gletscher wie durch eine Mondlandschaft, man läuft mehrere Kilometer daran entlang und dafür braucht man mindestens zweieinhalb Stunden, aber auch mehr, weil man sich in Gletscherspalten verheddert. Die tiefen Furchen sind an manchen Stellen grünblau, an anderen schwarz und voller Geröll, an manchen rauscht das Wasser wie ein Bach. Die Überquerung des Aletschgletschers ist ein tolles Erlebnis und Erlebnis, gleichzeitig ist man aber auch ein wenig traurig darüber, wie der Gletscher aussieht und stellt fest, dass für die nächste Generation nichts mehr übrig sein wird.

Aletschgletscher
Autor: Martin Lucký © gigaplaces.com
Konkordia-Hütte
Autor: Markéta Fibigerová © gigaplaces.com

Konkordia-Hütte

Wir verließen das Dorf Fiesch mittags und waren erst kurz nach sechs Uhr abends zum Abendessen in der Hütte.

Per Leiter oder Klettersteig
Autor: Markéta Fibigerová © gigaplaces.com

Per Leiter oder Klettersteig

Der Zugang zur Hütte erfolgt von Süden her über einen Klettersteig, das heißt man muss zunächst mit Gletscherspalten an den Gletscherrand gelangen, Geröll und schwankende Felsblöcke überqueren und dann stellenweise auf Markierungen 200 Meter hoch klettern. Von der anderen Seite – vom Konkordiaplatz – einer Art Gletscherplatz bzw. Gletscherkreuzung direkt unterhalb der Hütte – führt eine hundert Meter lange Metalltreppe zur Hütte. Beides zu bezwingen ist ein Erlebnis. Die Lage der Hütte im Vergleich zum umliegenden Gelände ist sicherlich auf das Abschmelzen des Gletschers zurückzuführen. Sie möchten innerhalb von zwei Tagen nicht mehr als zweimal auf und ab kratzen. Außerdem ist die Orientierung rund um die Hütte recht schlecht, wir haben uns zweimal verlaufen.

Wir steigen zum Gipfelgrat auf

Wir verließen die Hütte um vier Uhr morgens und konnten uns direkt vor der Hütte verirren, da wir im Schein unserer Stirnlampen die Metalltreppe nach unten nicht finden konnten. Am Vortag waren wir den Klettersteig in umgekehrter Richtung hinuntergekommen. Zum Glück ging auch das andere Paar, sodass wir nicht lange blieben. Die Fahrt auf den Gletscher verlief gut, da wir auf dem Geröll laufen konnten und uns nicht mit Gletscherspalten herumschlagen mussten. Das Schweizer Paar zeigte uns richtig, wo wir mit dem Aufstieg zwischen den Felsen im Schnee beginnen sollten. Bei der Besteigung des Groß Grünhorns vereinen Sie alle Ihre alpinen Fähigkeiten – nicht nur das Gehen auf dem Gletscher und das Klettern über Felsen und Geröll, sondern auch das Klettern mit einem festen Eispickel – es gibt einen unangenehmen Abschnitt von etwa 50 Metern Länge, der etwa 50 Grad beträgt und es kommt darauf an, wie gut die darin getretenen Schritte sind. Bis zum Kamm, der auf dem Foto kaum hinter der Schneebank hervorschaut, handelt es sich um eine recht einfache Wanderung, die Sie hauptsächlich körperlich beanspruchen wird.

Wir steigen zum Gipfelgrat auf
Autor: Markéta Fibigerová © gigaplaces.com
Grünegghorn
Autor: Martin Lucký © gigaplaces.com

Grünegghorn

Wenn Sie die Schneebank überqueren, erscheint vor Ihnen der Grat des Grünegghorns. Auf der Aufnahme stehe ich genau an der Stelle, an der es gefunden wird. Der Gipfel des Großen Grünhorns ist der zweite Grat auf der linken Seite, man kann ihn nur erreichen, indem man den gesamten Grat des Grünegghorns bis zum Gipfel – rechts – erklimmt. Von dort aus geht es kurz den Felsen hinunter – etwa 60 Meter hoch, was kein sehr angenehmer Abstieg ist, da es viel Belichtung gibt.

Groß Grünhorn
Autor: Martin Lucký © gigaplaces.com

Groß Grünhorn

Der letzte Abstieg – nach dem Abstieg vom Grünegghorn-Felsen – beginnt mit einer Firnpassage. Irgendwo oben, direkt am Anfang des Felsens, hängt eine Tasche. Hier haben wir den Dreh- und Angelpunkt gesetzt, obwohl die ursprüngliche Absicht völlig anders war. Wir hatten es ursprünglich als Übergang geplant, also über das Klein Grünhorn und dann über den Gletscher zur Mönchsjochhütte. Diese Idee erwies sich als falsch. Ein wenig beschämt muss ich sagen, dass es für uns auch eine Akklimatisierun­gswanderung war. Du denkst immer, dass du schon Erfahrung hast, und dann machst du so etwas Dummes. Irgendwie haben wir die Information übersehen, dass die Kletterschwie­rigkeit zwischen den beiden Grünhörnern bei AD+ liegt, was noch zu bewältigen wäre, wenn nichts anderes auf jemanden wartete. Auf der Mönchsjochhütte

aber von hier aus ist es weiter als zurück nach Konkordia, und die Fahrt entlang des Gletschers ist im Sommer nichts wert und außerdem ist er nicht ausgetreten.

Glücklicherweise hat sich ein Teil dieser Erfahrung ausgezahlt, und es hat sich auch ausgezahlt, dass wir in diesem Moment sowohl zwei Schweizer als auch den Bergführer mit dem Kunden trafen, der vom Gipfel abstieg. Sie bestätigten uns, dass der Kamm vor uns schwer zu befahren sei und dass der Sturm, der für sechs Uhr abends gemeldet wurde, voraussichtlich um drei Uhr eintreffen würde. Wir warteten zu diesem Zeitpunkt nichts und kehrten mit ihnen nach Konkordia zurück. Natürlich ist der Sturm nicht passiert, aber das ist normalerweise so, wenn man es respektiert, leider habe ich auch den zweiten Fall erlebt und möchte ihn nie wiederholen. Wir waren sowieso erschöpft, ich kroch buchstäblich wie eine Schnecke die letzten hundert Meter mit anhaltenden Kopfschmerzen, gegen die nicht einmal eine rosa Pille half.

Abstieg

Irgendwie haben wir die Information übersehen, dass zwischen den beiden Grünhörnern die Kletterschwie­rigkeit AD+ liegt, was möglicherweise zu bewältigen wäre, wenn an diesem Tag nichts anderes auf jemanden warten würde. Allerdings ist es von hier bis zur Mönchsjochhütte deutlich weiter als zurück zur Konkordia, und die Fahrt entlang des Gletschers ist im Sommer nichts wert, was wir leider nicht wussten und nirgendwo nachlesen konnten. Zum Glück hat man schon etwas von dieser Erfahrung, und so trafen wir in diesem Moment nicht nur die beiden Schweizer, die vom Gipfel herunterkamen, sondern auch den Bergführer. Aus dem, was sie sagten, wurde uns schnell klar, dass der Kamm vor uns schwer zu befahren ist und dass außerdem der Sturm, der für sechs Uhr abends gemeldet wurde, um drei Uhr kommen soll. Also kehrten wir mit ihnen zu Konkordia zurück und sie freuten sich sehr für das Unternehmen. Natürlich hat der Sturm nicht stattgefunden, aber das ist normalerweise der Fall, wenn man ihn respektiert. Wir waren sowieso erschöpft genug. Die letzten hundert Meter kroch ich buchstäblich mit quälenden Kopfschmerzen. Die Aufnahme zeigt den Blick von der Kuppe Richtung Konkordiaplatz.

Abstieg
Autor: Markéta Fibigerová © gigaplaces.com
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